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Mittwoch, 6. Dezember 2017

Resumee: Teil 2/3 Der Weg




Datum: 06.12.2017

Nach ein paar Verirrungen endlich aus Genf rausgefunden, bin ich schon in Frankreich. Man bekommt das gar nicht wirklich mit. Bloß die veränderten Jakobswegweiser zeigen an, dass man eine Grenze überschritten hat, in dem man ein kleines Bächlein überquert …

Und dies in zweierlei Hinsicht. Zum einen gehört die Strecke Genf – Saint Jean zu den schönsten des ganzen Camino. Vor allen der Teil bis nach Le Puy! Zum anderen befindet man sich in einem Euro-Land mit pilgerfreundlichen Preisen und Infrastruktur und überaus angenehmer Lebensart.

Dieser Teil des Camino ist auf weiten Strecken identisch mit dem GR65 – dem französischen Weitwander-Rundweg. Das bedeutet, dass die Wegmarkierungen durchwegs erfreulich selbsterklärend sind.

Überhaupt habe ich festgestellt, je weiter man nach Westen kommt, umso besser ist der Weg ausgeschildert. Wenn man in Österreich oder in der (Ost-) Schweiz am besten die Anschlagtafeln in den Kirchen zur Unterkunftsfindung benutzt, ist das in Frankreich – und vor allen in Spanien – kein großes Thema. In jedem kleinen Städtchen gibt es Touristeninformationen, die hilfsbereit offen haben.

So schön – sowohl landschaftlich, städtisch und kulturell – der Jakobsweg durch die vielfältigen Provinzen der Grand Nation führt; auf einige Eigenheiten sei hier doch hingewiesen:

Da ist einmal die Besonderheit der Wegführung. Grundsätzlich ist jeder Berg – und damit meine ich nicht bloß einen Hügel – in der Direttissima zu erklimmen. Serpentinen ist ein Wort, dass im Wortschatz der Wegerbauer offenbar fehlte. Dafür sind die Aussichten, wenn man oben angekommen ist, alle Mühe wert!  

Andererseits: Um die direkten Aufstiege nicht zu leicht zu gestalten, belegt man die Pfade mit Geröll. Je grober und größer, umso besser. Wohl dem, wer da gutes Schuhwerk hat. Sonst heißt es: einen Schritt vor und zwei zurück …

Auch wird in Frankreich das fortgesetzt, was schon in der Westschweiz zu beobachten war: Stufen sind ein geeignetes Mittel zur Höhenüberwindung. Hier werden freundlicherweise öfters auch zusätzlich Seile angeboten, an denen man sich entlang rauf – bzw. runter hanteln kann.

Trotzdem gibt es Stellen, bei denen man sich ehrlich fragt, wie anatomisch normal gestaltete Menschen diese bei unwirtlicher Witterung ohne Verlust von Leib und Leben passieren konnten. 

Ich habe Wanderer gesehen, die diese steilen Wegstücke nur im Rückwärtsgang geschafft haben. Eine nicht unintelligente Methode. Vor allen, wenn man 16 kg am Rücken trägt! Ich denke da z.B. an den Abstieg in das Tal der Celeste oder das Tal der Allier. Anstrengend aber immer auch sensationell schön!

In Frankreich bewahrheitet sich allenthalben immer wieder eine andere Caminoweisheit: Alles was Du runtergehst, musst du auch wieder raufgehen! Und das oft auf weit mehr als 1200 Meter. Viele Passagen führen direkt fast 1000 Meter runter und wieder hoch. Ich denke da an die Aubrac oder die Causses. Diese Landschaften gehören dafür aber zu den absoluten Highlights des gesamten Camino.

In Frankreich findet man Landschaften, die es sonst in Europa in dieser Art nirgends gibt. Z. B. die beeindruckenden Vulkankegel vor Le Puy oder die erwähnten Hochebenen, die sich endlose Kilometer bis zu Horizont erstrecken.

Der gesamte französische Teil des Camino wird darüber hinaus dominiert von einer Perlenkette an wunderschönen Dörfern und kleinen Städten. Von Le Puy über Cahors und Aumont bis Estaing, Conques oder Livinhac etc. etc. Kaum ein Ort, der nicht mit toller Atmosphäre beeindruckt.

Ab Moissac wird es etwas weniger spektakulär, aber immer noch wunderschön. Bis man endlich am Fuß der Pyrenäen ankommt. D.h. in Saint Jean Pied de Port. 

Dieser Ort ist ein Touristen-Hot-Spot und Treffpunkt aller Pilger, die den Frances zu gehen beabsichtigen oder zum Norte weiterziehen wollen. Hier hätte ich schon misstrauisch werden sollen. Nix mehr da, mit französischer Leichtigkeit. Hier herrscht organisiertes Chaos. Aber der naive Pilger freut sich auf Spanien und die letzten 800 Kilometer bis Santiago …

Fortsetzung folgt …


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